Home
Projekte
Bildergalerie
Termine
Bücher
Kontakt und Links
Impressum



Leseprobe:

Dann sehen wir schneebedeckte Sechstausender und bald sind wir im wilden Tal des Urubamba. Ein atemberaubend enges Tal in dem der Fluss schäumend und donnernd über Felsen springt. Zunächst hat in diesem Tal der Fluss, die Eisenbahn und eine Straße Platz. Später gibt's keine Straße mehr, nur noch Fluss und Eisenbahn. Das Tosen des Wassers dringt durch die geschlossenen Scheiben.

Unser Ziel ist nach etwa 100 km erreicht: Aguas Calientes. Hier müssen wir umsteigen in einen Bus, der uns in zwanzigtitel_schatten Minuten hoch nach Machu Picchu bringt. Mit Freudentränen in den Augen denke ich: »dass ich das noch erleben darf.« Dieser alberne Satz kommt mir in den Sinn, sonst nichts.

Wortlos, überwältigt von diesen Ruinen in der grandiosen Natur sehen wir Machu Picchu. Übrigens heißt der wunderbare kegelförmige Berg, den man auf allen Fotos sieht gar nicht so, sondern der große Rücken vor der Ruinenstadt, der niemals fotografiert wird. Der kegelförmige Berg ist der »kleine« Picchu. Man kann man ihn in einer drei viertel Stunde besteigen, was manche Leute auch tun. Wir lassen uns Zeit für die ausgiebige Besichtigung der Ruinen und es ist erfreulich, dass unsere Reisebegleiterin sich nicht in Fantasien ergeht, sondern ganz einfach sagt, es gibt hier Dinge, die wir uns einfach noch nicht erklären können. Wo Worte fehlen, kann nur ein Gedicht Gefühle ausdrücken:

Rätsel ohne Gold
Ruinen ohne Schrift
Zeichen ohne Verstand
nur für die Späteren
oder die Früheren
wer weiß

Alle Wege führen über Stufen, oder fast alle. Erstaunlich ist, dass diese Stufen zuweilen eine Höhe von sechzig bis achtzig Zentimeter haben. Obwohl die Menschen damals doch kleiner waren und die heutigen Indios, mit Ausnahmen, auch kleiner sind als Europäer. Es ist vielleicht lächerlich, aber denkt man über alte Kulturen nach, stellt sich oft die Vorstellung von großen eindrucksvollen Menschen ein. Anthropologen forschen und kommen zu widersprüchlichen Meinungen. Darum möchte ich einfach glauben, die Inkas seien groß gewesen. Ist doch ein schöner Gedanke, hochgewachsene Männer und Frauen durch die Inkastadt gehen zu sehen, gemessenen Schrittes, wegen der kostbaren Gewänder.

Als wir zum Sonnentempel aufsteigen kommen und gehen solche Visionen. Bis die französische Gruppe vor uns halt macht, um sich gegenseitig vor dem Intihuatana, dem Ort an dem die Sonne angebunden ist, zu fotografieren. Dieser Stein, aus dem gewachsenen Felsen gehauen, inmitten der Ruinenstadt, umgeben von der außergewöhnlichen Landschaft nötigt auch heute noch eine gewisse Andacht ab. Zumindest stellt sich Irritation ein. Ist das ein Vermächtnis der Inka?