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Leseprobe:

Zwischen Jaipur und Amber liegt der Palast Jal Mahal (Mahal bedeutet Palast) in einem See. Das ist auf jeden Fall ein Fotostop. Auf der Straße, fein asphaltiert und mit Mittelstreifen, stehen Elefanten aufgereiht wie in Parklücken, das sieht witzig aus. Zum Fort Amber reiten wir auf einem Elefant. Das ist eine ganz nette Touristenattraktion. Man geht sieben Stufen hoch auf einen Podest. Der Elefant, schön bemalt und geschmückt, trägt auf seinem Rücken ein Gestell, auf dem zwei Personen Platz finden. Er kommt nah an das Podest heran und man setzt sich wie auf ein Sofa, das zwar ein wenig wackelt, aber sonst ganz bequem ist. Der Mahout, der Elefantenführer, erwartet ein zusätzliches Trinkgeld und dann geht’s schon hinauf zum Fort Amber, das aussieht, als wenn es in goldfarbenem Sandstein am Berg kleben würde. Sanjay erzählt uns, dass eine englische Touristin sich in ihren Mahout verliebt hat, ihn heiratete und nun schon seit sieben Jahren hier wohnt, und gemeinsam mit ihm englische Touristen führt. Fort Amber ist ein Märchen. Man betritt den einstigen Wohnbereich durch das von tausenden Blumenornamenten geschmückte Ganesha-Tor. In der Halle der Freuden ist es angenehm kühl. Das Gebäude hoch über dem See hat filigrane Marmorfenster, durch die ein Luftstrom weht. Früher hatte man ein mit duftenden Rosen gefülltes Wasserbecken dort, was eine komfortable Erfrischung brachte. Im Spiegelsaal tummelten sich viele Touristen, die mit gereckten Hälsen all die kleinen Glitzersteine betrachteten. Auf der großen Dachterrasse befindet sich der Pavillon Jass Mandir, durch dessen Gitterfenster man einen weiten Blick auf die Ebene hat. Selbstverständlich waren wir auch im Zenana (Harem), dem Frauenhaus, wie Sanjay sagte. Hier gibt es dunkle verschwiegene Gänge, die hin und wider auf kleine Innenhöfe münden. Man kann sich vorstellen, wie es früher hier zuging.



Hörst du den Mond singen
er spiegelt sich im See
schon lange schläft der Herr sanft
auf weichen Kissen im Marmorpalast
Teppiche dämpfen Schritte brauner Füße
an den Fesseln klirren leise Silberreifen
der Abendwind bauscht die Seide
des karminroten goldbestickten Sarees
Tropennacht erwartet den heißen Tag.