Home
Projekte
Bildergalerie
Termine
Bücher
Kontakt und Links
Impressum





Leseprobe:

Heute wollen wir noch bis Tombstone fahren. Das Wetter ist gewittrig wie gestern, und ich freue mich auf dieses Naturszenario. Die Landschaft verändert ihr Aussehen unter dem Einfluss des Wettergeschehens. Man sieht über die ganze Weite des Himmels. Am Vormittag treten am Horizont kleine weiße Wölkchen auf, die allmählich höher steigen und sich stark vermehren. Seltsame Gebilde formen sich. Mal sehen die Kumuluswolken aus wie springende Pferde, mal wie ein riesiges Sandwich, oder wie fliegende Untertassen. Dann bildet sich am Horizont eine schmale dunkelgraue Schicht, die immer dunkler wird, fast blauschwarz. Diese Schicht wird kompakter und bedeckt am frühen Nachmittag ein Viertel des Firmaments. Der Rest des Himmels ist noch strahlend blau. Dann schiebt sich das Wolkenpaket immer weiter vor, bis fast der ganze Himmel davon bedeckt ist. Wenn das Gewitter losgeht haben wir oft gesehen, dass es immer noch ein kleines Stück wirklich blauen Schönwetterhimmel gibt. Gestern konnten wir auf der einen Seite einen wunderschönen goldenen Sonnenuntergang beobachten, während es auf der anderen Seite im schwarzen Gewölk blitzte. Es blitzt häufig und ist sehr eindrucksvoll . Wenn dann der Sturm kommt, setzt auch bald der gewaltige Regen ein.

Das Gewitter ist vorbei als wir Tombstone erreichen. Es gibt auch wieder ein von Herbert stets bevorzugtes Best-Western-Hotel, voller Landsleute: »Ach wir kommen aus Hamburg, und Sie?« Aber die Zimmer sind entzückend im alten Westernstil eingerichtet. Von der Holzveranda hat man eine herrliche Aussicht auf eine weite Ebene die in der Ferne von blauen Berge begrenzt wird. Irgendwo da draußen soll auch ein Indianerreservat sein. Wir sind leider nicht dorthin gefahren. Die Stadt selber ist ein Schatzkästlein amerikanischer West-Geschichte, oder »ein Rüdesheim in Arizona«. Es gibt keinen offenen Wunsch mehr für Touristen. An alles ist gedacht. Hier lebten also vor mehr als hundert Jahren Doc Holliday, Wyatt Earp und die anderen Westernhelden. Die Indianer wurden hier wie anderswo niedergemacht. Man schoss sich gegenseitig nieder und ließ sich auf dem historischen Friedhof , dem Boothill Graveyard, der heute mit Musik berieselt wird, beerdigen. Vielleicht, nein bestimmt war es nicht so wie es uns heute gezeigt wird. Jedenfalls finden sich auf dem Friedhof Grabsteine auf denen steht: »Shot by Mistake« oder ein ähnlicher Text. Mit Sicherheit sind hier auch Leute ganz normal gestorben, aber diese Grabsteine sind eben werbewirksamer. All die zahlreichen Westernfilme stehen dem Besucher dann vor Augen und man fühlt sich ganz nah am Geschehen. Heute findet man in der Stadt fabelhafte Unterkünfte und alles was der Mensch nicht nur zum Leben, sondern speziell für Freizeit und Urlaub, einfach 'just for fun' braucht. So ändern sich die Zeiten. Wie mag es in ein- oder zweihundert Jahren hier aussehen? Es bleibt das Gewitter, die Sonne, der Regen, die Erde, das ist gewiss.